EU-Parlament berät über Geldwäschebekämpfung
15. November 2012
Die Summen sind gewaltig. Die UN schätzt den Wert der 2009 weltweit "gewaschen" Geldbeträge auf rund 1,6 Milliarden US-Dollar. Das sind rund 2,7 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes. Genutzt werden dafür unterschiedlichste Methoden: fiktive Transaktionen, angebliche Glücksspielgewinne, der Mißbrauch von Online-Bankdienstleistungen.
Online-Glücksspiel
In vielen Städten gehören Spielcasinos zum Straßenbild. Für Geldwäscher besonders interessant sind aber Glücksspiele im Internet. Ingo Fiedler von der Universität Hamburg erläuterte den Abgeordneten die Verwandlung illegaler Einnahmen aus Drogengeschäften in legales Vermögen.
Zuerst würden illegale Gelder auf Online-Konten in Steuerparadiesen eingezahlt. Mit diesem Konto werde dann ein Account bei einer Online-Pokerseite eingerichtet. Nach etlichen Spielen wird die verbliebene Summe an die eigentliche Hausbank überwiesen und als Spielgewinn deklariert. Angenehmer Nebeneffekt: Spielgewinne müssen nicht versteuert werden.
Bankensystem wird unterwandert
Betrug in viel größerem Stile prangerte der frühere UN-Untergeneralsekretär Antonio Maria Costa an. Nach der Finanzkrise sei der Interbankenmarkt, auf dem sich Banken untereinander Geld leihen, zum Erliegen gekommen.
Neue Geldquellen wurden gesucht und organisierte Verbrecherringe mit viel Bargeld hätten diese Chance genutzt, in dem sie etwa große Summen Bargeld einzahlten, Aktien erwarben oder in Aufsichtsräte einzogen. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch, dass Banken, die sich der Geldwäsche schuldig machten, selten bestraft würden.
Forderungen der EU-Abgeordneten
Der italienische Christdemokrat Salvatore Iacolino arbeitet derzeit an einem Bericht zum Thema. Er fordert harmonisierte EU-Vorgaben, um das Problem effektiver anzugehen. Das Sammelsurium nationaler Lösung lasse Platz für Schlupflöcher, sagte er während der Anhörung.
Anfang 2013 will die EU-Kommission einen Vorschlag für eine neue Richtlinie zum Umgang mit Steuerparadiesen vorlegen.
(Quelle: Europäisches Parlament)
Autoren

Redaktion
Die LexisNexis Österreich & Compliance Praxis Redaktion versorgt Sie regelmäßig mit aktuellen News und Informationen aus der Compliance Welt. Unser Ziel ist es Ihre tägliche Arbeit bestmöglich zu u...