Navigation
Seiteninhalt

Zeitmanagement: „Das hol ich wieder rein!“

Compliance-Vorgaben werden gerne in die Rubrik wichtig, aber wenig dringlich eingeordnet. Irgendwann wird man sich schon darum kümmern. Aber: Ist es dann vielleicht schon zu spät?
Von Dipl.-Kfm. Thomas Schneider
16. Oktober 2019

Spätestens, wenn man neben all den anderen wichtigen Aufgaben ein wenig Luft hat, wird man ganz sicher den Agentenvertrag unterzeichnen lassen, die Schulung durchführen, die Lieferantenverpflichtungen dokumentieren oder die Barkasse prüfen. So lautet der Vorsatz vieler Compliance-Beauftragter – insbesondere solcher, die diese Tätigkeit nicht in Vollzeit ausüben. Ob das wirklich klappt? Ob es klappen kann? Eine Denkaufgabe, die der Begründer der Gestaltpsychologie, Max Wertheimer, dem Nobelpreisträger Albert Einstein stellte, zeigt auf, was geht und was nicht geht.

Die Aufholjagd – das Rätsel

Ein altes, klappriges Auto fährt einen Weg von 2 Kilometern. Einen Kilometer einen Hügel hinauf, den anderen Kilometer wieder herunter (vgl. Grafik). Schnell kommt es nicht den Weg hoch, die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15 km/h. Wie schnell muss das Auto den Berg herunterfahren, damit es auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h kommt?

Auto Berg Rätsel Wertheimer Gigerenzer, © (c) Gert Gigerenzer
Auto Berg Rätsel Wertheimer Gigerenzer

Die Auflösung

Die meisten Menschen nehmen intuitiv eine Geschwindigkeit von 45 bis 60 km/h an. Wer nachrechnet, kommt auf die tatsächliche Lösung: Das Auto fährt 15 Kilometer in der Stunde, benötigt also für einen Kilometer 4 Minuten (60/15), braucht somit 4 Minuten, um auf den Berg zu kommen. Um jedoch insgesamt 2 Kilometer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 30 km/h zu bewältigen, werden 4 Minuten benötigt (60/30 x 2). Diese zur Verfügung stehende Zeit ist aber – siehe oben –durch die Hinauffahrt bereits komplett aufgebraucht! Es ist somit unmöglich, auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h zu kommen, egal mit welchem Tempo der Berg hinuntergefahren wird.

Fazit: Intuition kann täuschen

Da auch Albert Einstein an der Aufgabe intuitiv scheiterte, muss sich der Leser nicht schämen, wenn der danebenlag, sollte sich allerdings überlegen, ob eine Aufgabe tatsächlich zu bewältigen ist, wenn die Zeit knapper wird. Nicht nur, aber auch in der Compliance.

Anmerkung: Das Beispiel ist dem Buch "Risiko" von Gerd Gigerenzer entnommen.

Buchtipp: „Wirkungsvolle Compliance“

Cover: Wirkungsvolle Compliance, © SpringerGabler
Cover: Wirkungsvolle Compliance

Thomas Schneider

Wirkungsvolle Compliance: Mit praxiserprobten Maßnahmen zur erfolgreichen Umsetzung

Verlag Springer Berlin Heidelberg, 2018

ISBN: 978-3662559406

214 Seiten

35,97 EUR

Autoren

447_Schneider_Thomas_(c)_privat.jpg

Dipl.-Kfm. Thomas Schneider

Dipl.-Kfm. Thomas Schneider verantwortet seit 2021 die Interne Revision und Corporate Compliance eines Lebensmittelgroßhändlers. Zuvor war er in der Internen Revision eines Herstellers von Investit...