Umfrage: KMUs erwarten „Hard Brexit“ mit geringen Auswirkungen
09. April 2019
WU-Professor Phillip Nell und Kathrin Kernbichler vom Institut für International Business erhoben in einer aktuellen Befragung von 109 Klein- und Mittelständischen Unternehmen ein erstes Stimmungsbild, wie österreichische KMUs dem Brexit entgegensehen. Vorwiegend erwartet wird ein Hard Brexit, allerdings sind für die meisten Befragten keine extremen Kosten- und Preissteigerungen in Sicht.
„40 Prozent der befragten österreichischen Unternehmen erwarten einen Hard Brexit, nur 29 Prozent den Soft Brexit. Trotzdem hält sich die Verunsicherung bei den KMUs in Grenzen“, so Phillip Nell vom Institut für International Business der WU. Rund 55 Prozent der Befragten geben an, eine Steigerung von Zöllen und anderen Steuern zu erwarten – diese liege allerdings zwischen 1 und maximal 10 Prozent. Preisanstiege bei Exporten sehen nur 42 Prozent als wahrscheinlich, 46 Prozent erwarten gleichbleibende Preise. Auch bei Importen sehen die Einschätzungen der KMUs ähnlich aus: 46 Prozent erwarten keine Veränderung, 32 Prozent erwarten eine Steigerung von 1 bis 10 Prozent.
Neue Strategien?
Vorbereitungen auf den Brexit dürften aufgrund des geringen Unsicherheitsgefühls nur wenige KMUs getroffen haben, so zeigt die Befragung, dass 76 Prozent der KMUs keine konkreten Pläne in Hinblick auf den Brexit formuliert haben. Nur 24 Prozent entwickelten präventiv Strategien, um den Folgen des Brexit entgegenzuwirken. Immerhin 27 Prozent der KMUs geben an, reaktiv strategische Änderungen rasch in ihrem Unternehmen vornehmen zu können, 20 Prozent geben an, Backup-Pläne für unvorhergesehene Folgen des Brexit parat zu haben. „Hier spiegelt sich natürlich die relativ geringe wirtschaftliche Verflechtung der KMUs aus unserer Stichprobe mit Großbritannien wider“ so Nell. Tatsächlich liegt der Anteil Großbritanniens an Exporten und Importen unter 5 Prozent.
Geringer Impact
Die Auswirkungen des Brexit auf den Unternehmenserfolg bewerten 63 Prozent der befragten Klein- und Mittelständischen Unternehmen als neutral. „Allerdings war das Brexit Votum vor 2 Jahren für viele doch eine große Überraschung“, sagt Nell. Rund 30 Prozent der Firmen planen daher wohl auch, in Zukunft mehr strategische Flexibilität in ihr Business Model zu implementieren.
Zur Befragung
Für Ihre nicht repräsentative Studie befragten Nell und Kernbichler rund 109 KMUs zwischen Mitte Oktober und Ende November 2018. Die befragten Unternehmen verteilen sich dabei auf verschiedene Industrien, wobei die mit Abstand größten Bereiche Handel und produzierendes Gewerbe sind.
(Quelle: WU Wien)
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