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Schweizer Finanzmarktaufsicht kritisert Kontrollmängel bei der UBS

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA hat heute einen Bericht zu den betrügerisch verursachten Milliardenverlusten der UBS von vor einem Jahr vorgelegt. Demnach wiesen Risikomanagement und Kontrollumfeld der Investmentbank der UBS schwerwiegende Mängel auf. Gleichzeitig hat die britische Financial Services Authority (FSA) UBS eine Buße in der Höhe von rund 30 Mio. Pfund (37 Mio. Euro) aufgebrummt.
Von Redaktion
26. November 2012

Ohne die Mängel im Risikomanagement wären nach Auffassung der FINMA die betrügerischen Transaktionen des bereits wegen Betrugs verurteilten Händlers Kweku Adoboli früher entdeckt worden. Dies ist eines der Ergebnisse des jetzt abgeschlossenen Enforcement-Verfahrens, das die Behörde am 16. Dezember 2011 gegen die UBS eröffnet hatte.

Zu Erinnerung: Mitte September 2011 kamen die nicht autorisierten Handelsaktivitäten des UBS-Traders Adoboli ans Licht, der am Exchange-Traded-Fund-Desk (ETF-Desk) in der Investmentbank in London arbeitete. Als Mitarbeiter im Range eines Direktors hatte Adoboli Handelsgeschäfte über die festgesetzten Limiten auf Rechnung der Bank getätigt und die Verlustrisiken daraus verschleiert.Die UBS erlitt Verluste in der Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar.

Am 20. November 2012 wurde Adoboli in erster Instanz wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Vom Vorwurf der Bilanzfälschung wurde er freigesprochen.

Die wichtigsten Befunde der FINMA

Die FINMA kommt auf der Basis des Verfahrens zu den folgenden Schlüssen:

  • Die direkten Vorgesetzten überwachten den ETF-Desk vor Ort mangelhaft. Die Beziehung zwischen dem betrügerischen Händler und den direkten Vorgesetzten bzw. den internen Kontrollfunktionen basierte zu stark auf Vertrauen und zu wenig auf Kontrolle.

  • Die Frontoffice-Überwachungsinstrumente der direkten Vorgesetzten des ETF-Desks wiesen erhebliche Mängel auf und wurden nicht richtig eingesetzt.

  • Die Kontrollfunktionen verstanden die Handelsaktivitäten zu wenig und konnten so den ETF-Desk nicht kritisch herausfordern.

  • Die verschiedenen Kontrollfunktionen der UBS fügten ihre Informationen nicht zu einem Gesamtbild zusammen.

  • Die Einschätzung der operationellen Risiken basierte zu einem großen Teil auf einer nur jährlich stattfindenden Selbstüberprüfung der Händler und internen Überwacher. Die Verbesserung dieses Prozesses war zwar seit Januar 2011 im Gang, wurde jedoch zu spät abgeschlossen.

  • Die Berichtserstattungswege und Verantwortlichkeiten waren unklar und führten zu Verwirrung.

  • Die Verlagerung der direkten Überwachung des ETF-Desks von London nach New York war schlecht umgesetzt und führte dazu, dass der Londoner Desk ab April 2011 nicht angemessen überwacht wurde.

  • Die UBS setzte falsche Signale, indem sie einem Händler, der offenkundig und mehrfach Compliance-Regeln verletzt hatte, markante Lohnerhöhungen und Boni gewährte und ihn sogar in ein Programm für Nachwuchsführungsleute aufnahm.

Maßnahmen

Unmittelbar nach der Entdeckung der Handelsverluste verhängte die FINMA verschiedene präventive Maßnahmen gegenüber der UBS, durch die die Bank einer verstärkten Kontrolle durch die Aufsicht unterworfen wurde.

Die UBS selbst hat laut FINMA seit dem Handelsverlust eine große Zahl organisatorischer Maßnahmen eingeleitet, um Risikomanagement und Kontrollfähigkeiten zu stärken: Personelle Konsequenzen wurden gezogen, Kernprozesse in Front- und Backoffice angepasst und Schwächen in der Abwicklung von Handelsgeschäften adressiert. Diese und weitere Maßnahmen sind laut FINMA in Umsetzung.

Mit der Verfügung vom 21. November 2012 (hierim Volltext) und dem heute veröffentlichten Bericht schließt die FINMA das formelle Enforcement-Verfahren ab. Koordiniert mit der FINMA schließt auch die britische Financial Services Authority (FSA) ihr Enforcement-Verfahren mit einer Buße in der Höhe von  29,7 Mio. GBP an die UBS ab.

(Quelle: FINMA/ KP)

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