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Scania: 880 Mio. Euro Kartellbuße

Scania war Mitglied eines 14 Jahre dauernden Kartells europäischer Lkw-Hersteller. Anders als die übrigen Beteiligten verglichen sich die Schweden nicht mit der EU-Kommission. Diese hat nun eine Geldbuße von 880.523.000 Euro gegen Scania verhängt.
Von Redaktion
28. September 2017

Scania hat nach Erkenntnissen der Brüsseler Kartellwächter über 14 Jahre hinweg mit fünf anderen Lkw-Herstellern Verkaufspreise abgesprochen und vereinbart, die Kosten für neue Technologien zur Einhaltung der strengeren Emissionsvorschriften an die Kunden weiterzugeben.

Bereits im Juli 2016 hatte die Kommission in Bezug auf das Lkw-Kartell mit MAN, DAF, Daimler, Iveco und Volvo/Renault einen Vergleich geschlossen. Scania hatte sich im Gegensatz zu den anderen fünf Kartellteilnehmern gegen einen Vergleich entschieden. Deshalb führte die Kommission ihre Untersuchung gegen Scania nach dem normalen Kartellverfahren durch.

Im Einzelnen legen die Wettbewerbshüter dem schwedischen Lkw-Hersteller Folgendes zur Last:

  • Koordinierung der Bruttolistenpreise für mittelschwere und schwere Lastkraftwagen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Unter dem Bruttolistenpreis ist der Herstellerpreis ab Werk zu verstehen. Diese Bruttolistenpreise dienen als Grundlage für die Preisbildung in der Lkw-Industrie. Diese Bruttolistenpreise dienen als Grundlage für die Preisbildung in der Lkw-Industrie. Für den Endpreis, den der Käufer schließlich für einen Lkw zahlt, werden diese Bruttolistenpreise an nationale und lokale Gegebenheiten angepasst.

  • Absprache des Zeitplans für die Einführung von Emissionssenkungstechnologien für mittlere und schwere Lastkraftwagen in Reaktion auf die zunehmend strengeren europäischen Emissionsnormen (von Euro III bis zur derzeit gültigen Abgasnorm Euro VI).

  • Weitergabe der Kosten für die Emissionssenkungstechnologien, deren Einführung zur Einhaltung der zunehmend strengeren europäischen Emissionsnormen (von Euro III bis zur derzeit gültigen Abgasnorm Euro VI) erforderlich war, an die Kunden.

Das 1997 gegründete Kartell erstreckte sich auf den gesamten EWR und hielt 14 Jahre, bis die Kommission 2011 nach einem Hinweis von MAN (Kronzeuge) unangekündigte Nachprüfungen in den Geschäftsräumen der Unternehmen vornahm.

Zwischen 1997 und 2004 verliefen die Absprachen unter den Mitgliedern der höchsten Führungsebene, wobei die Zusammenkünfte gelegentlich am Rande von Handelsmessen oder anderen Branchenveranstaltungen stattfanden. Hinzu kamen telefonische Kontakte.

Ab 2004 wurde das Kartell über die deutschen Tochtergesellschaften der Lkw-Hersteller organisiert, und der Informationsaustausch vollzog sich generell auf elektronischem Wege.

Scania hatte sich entschieden, bei der Untersuchung nicht mit der Kommission zusammenzuarbeiten. Daher wird die Geldbuße weder auf der Grundlage der Kronzeugenregelung der Kommission von 2006 noch auf Basis der Vergleichsmitteilung aus dem Jahr 2008 reduziert.

(Quelle: EU-Kommission)

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