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PwC Studie: Wirtschaftskriminalität erreicht weltweit Rekordniveau

Einer PwC-Studie zufolge berichten 49 Prozent der Befragten über Vorfälle von Wirtschaftskriminalität im Unternehmen in den letzten zwei Jahren. 2016 lag dieser Wert noch bei 36 Prozent. Ein Großteil der externen Täter sind Vertreter, externe Dienstleister, Lieferanten und Kunden.
Von Redaktion
26. Februar 2018

49 Prozent der Unternehmen weltweit wurden in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität. Die Zahl der gemeldeten Betrugsfälle ist damit um 13 Prozent gestiegen und erreicht einen neuen Höchststand – das ist das Ergebnis der aktuellen Global Economic Crime and Fraud Survey von PwC, für die 7.200 Teilnehmer in 123 Ländern befragt wurden. Afrika (62 Prozent, zuvor 57 Prozent), Nordamerika (54 Prozent, zuvor 37 Prozent) und Lateinamerika (53 Prozent, zuvor 28 Prozent) berichten über die meisten Vorfälle im Bereich Wirtschaftskriminalität.

Unterschlagung (45 Prozent) liegt bei Unternehmen weiterhin an erster Stelle im Bereich Wirtschaftskriminalität, gefolgt von Cyberkriminalität (31 Prozent), Verbraucherbetrug (29 Prozent) und geschäftlichem Fehlverhalten (28 Prozent). Die diesjährige Umfrage zeigt einen deutlichen Anstieg (plus 6 auf 52 Prozent) bei Fällen von Wirtschaftskriminalität durch interne Betrüger. Auch bei Vorfällen, die der Unternehmensleitung zugeschrieben werden, gab es einen signifikanten Sprung nach oben (von 16 Prozent im Jahr 2016 auf 24 Prozent im Jahr 2018).

Kristof Wabl, Senior Manager Forensics bei PwC Österreich: „Wir können einen Anstieg der gemeldeten Vorfälle nicht mit einem tatsächlichen Anstieg von Wirtschaftskriminalität gleichsetzen. Die Studie macht allerdings deutlich, dass das Bewusstsein in Unternehmen im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität gestiegen ist. Dies gilt vor allem für Cyberkriminalität, wo Unternehmen wesentlich mehr über die Risiken und Möglichkeiten wissen sowie welche präventiven Maßnahmen ergriffen werden können.“ Dennoch gibt über die Hälfte (51 Prozent) der Befragten an, in den letzten zwei Jahren nicht oder nicht wissentlich mit Wirtschaftskriminalität zu tun gehabt zu haben. „Das zeigt, dass es in vielen Organisationen immer noch blinde Flecken gibt“, sagt Kristof Wabl.

Die wesentlichen Erkenntnisse:

  • Die am häufigsten gemeldeten Arten von Wirtschaftskriminalität sind Unterschlagung (45 Prozent), Cyberkriminalität (31 Prozent) und Verbraucherbetrug (29 Prozent).

  • Länder, die am massivsten von Cyberkriminalität betroffen sind: Irland (39 Prozent), Belgien (38 Prozent), Südkorea (31 Prozent), Kanada (29 Prozent), Großbritannien (25 Prozent) und die USA (22 Prozent)

  • Die Top 3 der negativen Auswirkungen betreffen die Arbeitsmoral der Mitarbeiter, Geschäftsbeziehungen sowie Reputation und Unternehmensmarke.

  • Beeinträchtigungen durch Verbraucherkreditkarten und Finanzbetrug über dem globalen Durchschnitt (29 Prozent): Afrika (36 Prozent), Osteuropa (36 Prozent) und Nordamerika (32 Prozent).

  • Cyberkriminalität soll in den kommenden zwei Jahren das größte Risiko sein – laut den Befragten ist das Risiko für Unternehmen doppelt so hoch wie bei anderen Arten von Wirtschaftskriminalität. Das spiegelt auch die steigende Anzahl von Befragten, die berichten, dass sie einen funktionsfähigen Plan zur Prävention und Aufdeckung von Cyberkriminalität implementiert haben (59 Prozent, im Jahr 2016 37 Prozent). 

Kosten für Betrug und Prävention

Mit dem Bewusstsein über Wirtschaftskriminalität sind auch Investitionen in ihre Bekämpfung gestiegen. Dies steht in direktem Zusammenhang mit finanziellen Auswirkungen: In den kommenden zwei Jahren werden 51 Prozent der Befragten ihre Ausgaben auf demselben Niveau halten und 44 Prozent werden sie erhöhen. Beinahe zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten beziffern Schäden im Zusammenhang mit den schwerwiegendsten Vorfällen mit bis zu einer Millionen USD, 16 Prozent schätzen zwischen einer und 50 Millionen USD. 42 Prozent (+3 Prozent) der Befragten geben an, dass ihre Unternehmen die finanziellen Mittel für den Kampf gegen Wirtschaftskriminalität seit 2016 erhöht haben.

68 Prozent der externen Täter (verantwortlich für 40 Prozent der Betrugsfälle) sind sogenannte „Frenemies“ der Organisation (aus „Friend“ und „Enemy“) – Personen, mit denen Unternehmen zusammenarbeiten, u.a. Vertreter, externe Dienstleister, Lieferanten und Kunden.

Teilnehmer an der Befragung räumen ein, dass Sekundärkosten für Untersuchungen und Maßnahmen die Gesamtkosten erhöhen können: 17 Prozent der Befragten sagen, dass sie in ihrem schwerwiegendsten Vorfall die gleiche Summe, die sie verloren hatten, nochmals für Ermittlungen und/oder Maßnahmen ausgaben, und 41 Prozent geben an, mindestens das Doppelte des Verlusts durch Cyberkriminalität für Untersuchungen und andere Maßnahmen ausgegeben zu haben.

Betrugsbekämpfung

Neben der gesunkenen Toleranz der Öffentlichkeit gegenüber Fehlverhalten von Unternehmen und Personen sowie der Stärkung interner Kontrollmechanismen geben viele Befragte an, dass Betrugsbekämpfung durch Initiativen im Zusammenhang mit Stärkung der Unternehmenskultur (über interne oder externe Hinweise und Hotlines) thematisiert wird, was zur Aufdeckung von 27 Prozent der Betrugsfälle geführt habe.

Die Befragten geben auch an, dass der Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz und hochentwickelten Analysen zur Betrugsbekämpfung und -überwachung dazu gehören: 27 Prozent der Organisationen in den Wachstumsmärkten verwenden derzeit oder planen die Verwendung von Künstlicher Intelligenz im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität.

Trotz weit verbreiteter Kenntnisse und Meldungen im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität gibt es immer noch blinde Flecken: 46 Prozent der Befragten weltweit geben an, dass ihr Unternehmen noch immer keine Risikoeinschätzung im Bereich Wirtschaftskriminalität durchgeführt hat. Darüber hinaus ist der Prozentsatz derer, die angeben, ein Unternehmensethik- und Compliance-Programm zu haben, von 82 Prozent auf 77 Prozent gesunken.

„Wirtschaftskriminalität ist komplex und das Resultat von menschlichen Beweggründen, die nur bedingt von Maschinen in Angriff genommen werden können”, erläutert Kristof Wabl. „Während die Technologie in der Überwachung und Aufdeckung eine wichtige Rolle spielt, sind menschliche Initiativen oft wirkungsvoller als die Investition in zusätzliche Technologie. Das ist vor allem wichtig, wenn man bedenkt, dass ein beträchtlicher Teil der externen Täter Drittparteien sind, mit denen Unternehmen regelmäßig Kontakt haben, also Vertreter, Lieferanten, externe Dienstleister oder auch Kunden. Jeder im Unternehmen muss aufmerksam sein, wem Zutritt zu unternehmensinternen Systemen und Prozessen gestattet wird.“

Weblink

Mehr Informationen zum Thema sowie die gesamte Studie finden Sie hier.

(Quelle: PwC)

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