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Neue Gesetze? – EU-Kommissarin Reding will mehr Frauen in Aufsichtsräten

EU-Justizkommissarin Viviane Reding ist unzufrieden mit den schleppenden Fortschritten bei der Diversifizierung von Aufsichtsräten. Daher hat sie eine Gesetzesinitiative auf das Arbeitsprogramm der Kommission gesetzt, die mehr Frauen in die Kontrollgremien börsennotierter Unternehmen bringen soll.
Von Redaktion
20. Juni 2012

Nach einem Treffen mit europäischen Wirtschaftsverbänden, Wirtschaftshochschulen und Frauen in leitender Position zeigte sich Reding in einer Aussendung enttäuscht über die mangelnde Bereitschaft europäischer Unternehmen, sich für mehr Chancengleichheit bei der Besetzung ihrer Aufsichtsräte einzusetzen.

„Qualifikationsreservoir ist vorhanden“

Obwohl rund 60 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen sind, seien sie viel zu wenig in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen in Europa (Anteil von 14 Prozent) und unter den Vorstandsvorsitzenden (drei Prozent) vertreten.

„Das Argument, es gebe nicht genug qualifizierte Frauen, um alle Aufsichtsorgane zu besetzen, kann ich keinesfalls akzeptieren – Sie müssen sich nur die Liste der 7.000 ‚aufsichtsratsfähigen' Frauen anschauen, die die europäischen Wirtschaftshochschulen vor einigen Monaten veröffentlicht haben“, appelliert Viviane Reding. „Das Qualifikationsreservoir ist da – die Unternehmen müssen es nur ausschöpfen.“

Bereits im März 2011 forderte die EU-Justizkommissarin alle börsennotierten Unternehmen in Europa auf, sich in einer Erklärung freiwillig zu verpflichten, den Frauenanteil in den Entscheidungsgremien bis 2015 auf 30 Prozent und bis 2020 auf 40 Prozent zu erhöhen. Ein Jahr später hatten erst 24 Unternehmen die Erklärung unterzeichnet.

Neue EU-Gesetze in Planung

Dies hat die Europäische Kommission dazu veranlasst, eine Meinungsumfrage zu machen und eine dreimonatige öffentliche Konsultation einzuleiten, die Ende Mai zu Ende ging. 500 Antworten von Bürgern, Unternehmen, Organisationen und Regierungsstellen aus ganz Europa sind eingegangen. Die Kommission wertet jetzt die Antworten aus und bereitet eine wirtschaftliche Analyse vor.

Und: Im Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission von 2012 ist eine Legislativmaßnahme "zur Herstellung eines ausgewogeneren Verhältnisses von Männern und Frauen in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen" vorgesehen.

Argumentationshilfen

Die EU-Kommission nennt vier Gründe, die für einen höheren Anteil von Frauen in Aufsichtsgremien börsennotierter Unternehmen sprechen.

  • Die wirtschaftliche Notwendigkeit: Mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist ein wichtiger Faktor für die Steigerung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Auch das Ziel der EU, die Beschäftigungsquote auf 75 Prozent zu erhöhen, lässt sich nur erreichen, wenn mehr Frauen am Berufsleben teilnehmen.

  • Das Unternehmensinteresse: Immer mehr Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Anteil der Frauen in leitender Position und den Geschäftsergebnissen der Unternehmen.

  • Die Notwendigkeit gleicher Voraussetzungen für alle: Mehrere EU-Staaten sind bereits aktiv geworden und haben rechtsverbindliche Quoten für die Führungsgremien von Unternehmen eingeführt. Diese verschiedenen Quotenregelungen sind neu und für Unternehmen, die in mehreren EU-Ländern tätig sind, möglicherweise nicht leicht einzuhalten.

  • Die Forderung der Öffentlichkeit: Die Europäer befürworten eindeutig ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Frauen und Männern. In einer kürzlich durchgeführten europaweiten Umfrage erklärten 88 Prozent der Befragten, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Eignung in Führungspositionen gleich vertreten sein sollten; 75 Prozent befürworteten gesetzliche Maßnahmen, um dies durchzusetzen.

(PM, kp)

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