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Die Simpsons: Bestechung in Gelb

Die Simpsons sind ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie Fernsehserien Bestechung thematisieren. Bestechlichkeit erscheint dabei in einigen Fällen als verdammenswert, in anderen als harmlos.
Von MMag. Aleksandra Djokic
30. April 2014

Mit bisher 25 Staffeln und über 500 Folgen sind Die Simpsons die bislang längst laufende US-Zeichentrickserie. Die Produzenten der Serie sind dafür bekannt, auch viele soziale und politische Aspekte zu thematisieren ohne dabei Rücksicht auf den eigenen Kabelsender (FOX) zu nehmen. Die Serienmacher kreierten neben der Kernfamilie der Simpsons eine Reihe an Kultfiguren, zum Beispiel Mr. Burns, Chief Wiggum und Bürgermeister Quimby.

Mitleid mit Wiggum

In über einem Dutzend Episoden findet Bestechung statt oder wird zumindest versucht. Während dies in vielen Fällen geahndet oder als moralisch verwerflich dargestellt wird, verharmlosen die Macher das Delikt in einigen Situationen auch. In der 18. Folge der 8. Staffel, „Der mysteriöse Bier-Baron", verliert Chief Wiggum unter anderem wegen seiner Bestechlichkeit seine Position als Polizeichef – so weit, so gut.

Gegen Ende der Folge jedoch bekommen Homer und Bart Mitleid mit Wiggum. Sie verhelfen ihm zu seinem alten Posten, während der neue Polizeichef, der es den Hauptfiguren etwas zu genau mit dem Gesetz nimmt, gehen muss.

In diesem Fall erhält der Polizeichef für sein Fehlverhalten zwar die gerechte Strafe, jedoch erzeugt dieses Vorgehen eher Mitleid, sowohl beim Zuseher als auch bei Homer und Bart. Letztendlich erlaubt erst das Wiedereinsetzen des bestechlichen Polizeichefs ein Happy End. Wiggum muss auch gar nicht einsehen, dass er etwas falsch gemacht hat.

Zu naiv für Korruption

In einer weiteren Folge bleibt es beim Bestechungsversuch, allerdings nur wegen der Begriffsstutzigkeit des zu Bestechenden.

In Episode 17 der 4. Staffel, „Prinzessin von Zahnstein“, verhandelt Homer für die Mitarbeiter des Kraftwerkes mit AKW-Besitzer Mr. Burns. Dieser macht eine Reihe eindeutiger Anspielungen – „Eine Hand die wäscht die andere“ usw. – und fragt, ob er Homer etwas in die Tasche stecken solle (in Kombination mit einem Augenzwinkern, versteht sich). Der Versuch fruchtet aber nicht. Homer hält den Bestechungsversuch für einen Annäherungsversuch und lehnt ab.

Burns Fehlverhalten bleibt ungestraft, wird aber gleichzeitig nicht im selben Ausmaß verharmlost wie im vorher beschriebenen Fall. Vermutlich, da das Angebot von einem der Antagonisten der Serie kommt, dem als berechnend und skrupellos dargestellten Mr. Burns.

Der einzige unbestechliche Schiedsrichter

Eine der neusten Simpsons-Folgen (Folge 16 der 25. Staffel, „You Don’t Have to Live Like a Referee “, die bisher nur im englischsprachigen Ausland zu sehen war) thematisiert die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien: Man bestellt Homer Simpson zum WM-Schiedsrichter, da ihn seine Tochter Lisa in einem Schulaufsatz für seine Integrität gelobt hat. Außerdem ist die Mehrheit aller Schiedsrichter der Welt in Bestechungsskandale verwickelt. Selbst den Vertreter des Weltfußballverbandes führt die Polizei mitten im Anwerbungsgespräch von Homer ab. Auch er ist korrupt. Die Folge zeigt die im Profi-Sport grassierende Bestechlichkeit ebenso auf, wie deren Verfolgung.

In Brasilien geht es dann munter weiter mit der Korruption. Kriminelle versuchen Referee Homer immer wieder mit äußerst kreativen Einfällen zu schmieren, damit Brasilien die WM auch sicher gewinnt. Homer bleibt bis kurz vor dem Finale standfest. Erst, als er erfährt, dass ihn seine Tochter nur aus Verlegenheit für seine Integrität gelobt hat, knickt er ein und stimmt einer Spielmanipulation zu. Während des Spiels jedoch überlegt er es sich wieder anders, um seine Tochter nicht zu enttäuschen.

In diesem Beispiel ist die Spielmanipulation für Geld etwas, das den Glauben seiner Tochter an ihn zu stark erschüttern würde. Homer geht zuerst aus Frust auf das Angebot ein, zieht aber zurück, als er die Konsequenzen für die Beziehung zu seiner Tochter erkennt. Lisa, die intellektuelle Instanz der Serie, von der erwartet werden kann, dass sie immer „richtig handelt“, dient Homer als moralischer Wegweiser.

In der Simpsons-Episode endet die Fußball WM 2014 übrigens so wie es ein Sprichwort besagt: „Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnen die Deutschen“.

Autoren

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MMag. Aleksandra Djokic

MMag. Aleksandra Djokic hat Anglistik und Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins für Korruptionsforschung (VfK).