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Compliance macht Karriere

Für Siemens hat Andreas Pohlmann ein erfolgreiches Compliance-Programm entwickelt. Jetzt bringt der Jurist seine Erfahrungen bei dem gestrauchelten Industrie-Dienstleister Ferrostaal ein. Compliance-Kompetenz ist gefragt.
Von Redaktion
27. Oktober 2010

Eher zufällig stieß die Staatsanwaltschaft München im Mai 2009 auf Unregelmäßigkeiten bei dem Essener Industrie-Dienstleister Ferrostaal. Im Zuge von Ermittlungen gegen MAN, damals 100-Porzent-Eignerin von Ferrostaal, kamen auch Verdachtsmomente gegen das Tochterunternehmen auf. Ferrostaal soll bei diversen Geschäften, so zum Beispiel in Griechenland und Lateinamerika, Schmiergelder in dreistelliger Millionenhöhe bezahlt haben.
Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom 30. Oktober steht eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft München kurz bevor. Kolportiert wird eine Zahlung von rund 200 Millionen Euro, um das Verfahren beizulegen. So hoch soll der Profit aus den illegalen Geschäften sein, den die Staatsanwaltschaft abschöpfen will, inklusive eines Bußgelds.

Verweigerung schadet dem Ansehen

Dass die Ermittlungen gegen Ferrostaal nun bald eingestellt werden, könnte nicht zuletzt Verdienst von Andreas Pohlmann sein. Der studierte Jurist sitzt seit Mai 2010 im Vorstand von Ferrostaal, nachdem Matthias Mitscherlich als Vorstandsvorsitzende abberufen worden war. Mitscherlich hatte jede Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft verweigert.
Die Erfahrungen bei Siemens zeigen allerdings, dass sich erlittene Reputationsverluste durch konsequente Transparenz besser wettmachen lassen als durch Mauern. Bei Siemens entwickelte und implementierte Pohlmann als Chief Compliance Officer ein neues, konzernweites Compliance-Programm, das mittlerweile weltweit nachgeahmt wird. Auch im Essener Konzern wurde inzwischen eine Compliance-Abteilung aufgebaut, der international rund 30 Personen angehören.

Aus Schaden klug werden

Genauso wie Siemens (600 Millionen Bußgeld) oder MAN (150 Millionen Bußgeld) ist auch Ferrostaal (vermutlich 200 Millionen Bußgeld) erst durch Schaden klüger geworden. Als „Chief Administration Officer“, der nicht zuletzt Compliance-Agenden wahrnimmt, sitzt Andreas Pohlmann jetzt im Vorstand des Essener Unternehmens. Auf seiner Homepage postuliert Ferrostaal, durch die Verankerung des Themas Compliance auf Vorstandsebene ein "klares Bekenntnis zu Transparenz und zur Einhaltung aller gesetzlichen und internen Regeln“ manifestiert zu haben. Inwieweit dies bloße Lippenbekenntnisse sind, bleibt abzuwarten.
Der berufliche Werdegang von Andreas Pohlmann zeigt allerdings klar: Der Bereich Compliance wird immer mehr zur hochkarätigen Karriere-Option.

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Redaktion

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