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EU-Kommission prüft Übernahme von Transat durch Air Canada

Die Europäische Kommission hat Bedenken, dass die geplante Übernahme von Transat durch Air Canada den Wettbewerb im Passagierluftverkehr zwischen dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und Kanada verringern könnte.
Von Redaktion
26. Mai 2020

Air Canada und Transat sind der größte bzw. zweitgrößte Anbieter von Linienpassagierflügen zwischen dem EWR und Kanada. Ihre Netze umfassen zusammen 29 Strecken zwischen Europa und Kanada, auf denen sie bei Direktflügen miteinander im Wettbewerb stehen.

Vorläufige wettbewerbsrechtliche Bedenken der Kommission

Die Kommission hat derzeit Bedenken, dass die geplante Übernahme den Wettbewerb auf den Strecken zwischen dem EWR und Kanada bei 33 Ausgangs- und Zielort-Paaren (O&D-Paaren) erheblich verringern könnte. 29 dieser Städtepaare werden von beiden Unternehmen durch Direktflüge bedient; bei den vier anderen Paaren bietet das eine Unternehmen Direktflüge, das andere eine indirekte Verbindung über eines seiner Drehkreuze an.

Die vorläufige Marktuntersuchung der Kommission ergab, dass Air Canada und Transat sich im Passagierluftverkehr zwischen dem EWR und Kanada seit Langem ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Air Canada entwickelte mit seiner Marke Air Canada Rouge für diese Passagierluftverkehrsmärkte ein Geschäftsmodell, das der Nachfrage nach preisgünstigen Urlaubsflügen zwischen dem EWR und Kanada Rechnung trug. Dadurch trat das Unternehmen in direkten Wettbewerb mit Transat. Andere Fluggesellschaften, insbesondere nationale Fluggesellschaften aus dem EWR, sind, wie die Kommission feststellte, weniger enge Wettbewerber, die von den Knotenpunktflughäfen in ihrem jeweiligen Heimatland aus nur auf einem sehr kleinen Teil der Strecken mit den beteiligten Unternehmen konkurrieren.

Selbst wenn die kanadische Fluggesellschaft WestJet inzwischen mehr Transatlantikflüge in ERW-Länder anbietet, so dürfte dieses Unternehmen bei den Ausgangs- und Zielortpaaren, bei denen die Kommission aufgrund der vorläufigen Marktuntersuchung Wettbewerbsbedenken hat, kaum hinreichenden Wettbewerbsdruck auf das durch den Zusammenschluss gebildete Unternehmen ausüben.

Auswirkungen der Corona-Krise?

Die geplante Übernahme wurde bei der Kommission in einer Zeit angemeldet, in der die Luftfahrtbranche durch den Ausbruch von COVID-19 hart getroffen ist. Die Kommission untersuchte, in welchem Maße die Corona-Krise die Geschäftstätigkeit von Air Canada, Transat und deren Wettbewerber beeinträchtigen wird und wie es mittel- oder langfristig um den Wettbewerb auf den betroffenen Märkten bestellt sein wird. Zusammenschlüsse haben langfristige strukturelle Auswirkungen auf den Wettbewerb, die sogar bei wirtschaftlichen Schocks berücksichtigt werden müssen.

Die Kommission konnte auf der Grundlage der in der vorläufigen Untersuchung verfügbaren Informationen nicht feststellen, ob die Unternehmen langfristig auf jeder Strecke, auf der sie vor der Krise miteinander im Wettbewerbs standen, weiter miteinander konkurrieren würden. Sie kommt jedoch zu dem vorläufigen Schluss, dass Air Canada und Transat weiterhin die engsten tatsächlichen oder möglichen Wettbewerber auf den Strecken zwischen dem EWR und Kanada im Allgemeinen und den von der Kommission untersuchten relevanten O&D-Paaren im Besonderen sein werden.

Eingehende Prüfung

Die Kommission wird die Auswirkungen des geplanten Zusammenschlusses nun eingehend prüfen, um festzustellen, ob er zu einer erheblichen Verringerung wirksamen Wettbewerbs führen könnte. Die geplante Übernahme wurde am 15. April 2020 bei der Kommission zur Genehmigung angemeldet. Air Canada und Transat haben sich dazu entschieden, während des Vorprüfverfahrens keine Verpflichtungszusagen zu unterbreiten, um die vorläufigen Bedenken der Kommission auszuräumen. Die Kommission muss nun innerhalb von 90 Arbeitstagen, also spätestens am 30. September 2020, einen Beschluss erlassen. Das eingehende Prüfverfahren wird ergebnisoffen geführt.

(Quelle: EU-Kommission)

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Redaktion

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