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Ukraine: EU beschließt fünftes Sanktionspaket gegen Russland

Europa hat sich am Freitag auf ein fünftes Sanktionspaket gegen das Putin-Regime als Reaktion auf den Angriff gegen die Ukraine geeinigt. Es soll die russische Wirtschaft noch härter treffen.
Von Redaktion
11. April 2022

Das neue Paket umfasst die folgenden sechs Elemente:

 1. Einfuhrverbot für Kohle

  • Einfuhrverbot für alle Formen russischer Kohle. Das betrifft ein Viertel aller russischen Kohle-Exporte.

 2. Finanzielle Maßnahmen

  • Vollständiges Transaktionsverbot für vier russische Banken und Einfrieren ihrer Vermögenswerte, sodass diese Banken nun völlig vom Markt abgeschnitten sind. Der Marktanteil dieser Banken beläuft sich auf 23 % des russischen Bankensektors;
  • Verbot der Erbringung hochwertiger Krypto-Dienstleistungen für Russland.
  • Verbot, Trusts — und somit vermögende Russen — zu beraten. Hierdurch soll es für sie schwieriger werden, ihr Vermögen in der EU anzulegen.

3. Verkehr

  • Vollständiges Verbot der Tätigkeit von russischen und belarussischen Speditionen in der EU. Bestimmte Ausnahmen gelten für lebensnotwendige Güter wie Agrarprodukte und Lebensmittel, humanitäre Hilfe und Energie.
  • Einlaufverbot für Schiffe unter russischer Flagge in EU-Häfen. Ausnahmen gelten u. a. für medizinische Güter, Lebensmittel, Energie und humanitäre Hilfe.

4. Gezielte Ausfuhrverbote

  • Weitere gezielte Ausfuhrverbote im Umfang von 10 Mrd. EUR in Bereichen, die Russland aufgrund seiner hohen Abhängigkeit von Lieferungen aus der EU empfindlich treffen. Hierzu gehören Quanteninformatik, modernste Halbleiter, sensible technische Geräte, Transportmittel und Chemikalien. Besondere Katalysatoren für Raffinerien fallen ebenfalls hierunter.
  • Aufnahme von Flugturbinenkraftstoff und Kraftstoffadditiven, die von der russischen Armee verwendet werden können, in das bestehende Ausfuhrverbot.

5. Erweiterte Einfuhrverbote

  • Zusätzliche Einfuhrverbote im Umfang von 5,5 Mrd. EUR für Zement, Gummiprodukte, Holz, Spirituosen (auch Wodka), sonstige alkoholische Getränke, erlesene Meeresfrüchte (auch Kaviar) und eine Maßnahme zur Verhinderung einer Umgehung des Importverbots für Kali aus Belarus. Damit sollen auch Schlupflöcher zwischen Russland und Belarus gestopft werden.

6. Abkoppelung Russlands von öffentlichen Aufträgen und europäischen Geldern; rechtliche Klarstellungen und Durchsetzung

  • Vollständiges Verbot der Teilnahme russischer Staatsangehöriger und russischer Einrichtungen an öffentlichen Ausschreibungen in der EU. Die zuständigen Behörden können begrenzte Ausnahmen zulassen, wenn keine tragfähige Alternative vorhanden ist.
  • Einschränkung der finanziellen und nicht-finanziellen Unterstützung russischer öffentlicher oder öffentlich kontrollierter Einrichtungen im Rahmen von Programmen der EU, von Euratom und der Mitgliedstaaten. So wird die EU-Kommission zusätzlich zu den bereits angekündigten Maßnahmen in den Bereichen Forschung und Bildung die Beteiligung russischer öffentlicher Einrichtungen oder verbundener Unternehmen an allen laufenden Finanzhilfevereinbarungen beenden und alle damit verbundenen Zahlungen im Rahmen von Horizont 2020 und Horizont Europa, Euratom und Erasmus+ aussetzen. Im Rahmen dieser Programme werden keine neuen Verträge oder Vereinbarungen mit russischen öffentlichen Einrichtungen oder verbundenen Unternehmen mehr geschlossen.
  • Beseitigung von Überschneidungen zwischen Ausfuhrbeschränkungen für Güter mit doppeltem Verwendungszweck und modernster Technik mit anderen Bestimmungen.
  • Ausweitung des Verbots der Ausfuhr von Banknoten und des Verkaufs übertragbarer Wertpapiere auf alle amtlichen EU-Währungen.

Die Kommission begrüßt ferner, dass weitere 217 Einzelpersonen und 18 Einrichtungen nun mit Sanktionen belegt wurden. Hierzu gehören alle 179 Mitglieder der sogenannten „Regierungen“ und „Parlamente“ von Donezk und Luhansk. Seit 2014 wurden insgesamt 1.091 Personen und 80 Organisationen mit Sanktionen belegt.

Leitlinien für die Kontrolle ausländischer Direktinvestitionen aus Russland und Belarus

Die Kommission hat am 5. April Leitlinien für die EU-Mitgliedstaaten zur Einschätzung und Abwehr von Gefahren für die Sicherheit und die öffentliche Ordnung in der EU durch russische und belarussische Investitionen vorgelegt. Hierin wird auf das erhöhte Risiko durch Investitionen unter Einfluss der russischen oder belarussischen Regierung im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hingewiesen. Sofern nicht bereits geschehen, sollen die Mitgliedstaaten dringend umfassende Mechanismen zur Überprüfung von Investitionen einrichten. Sie werden ferner aufgefordert, die Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche durchzusetzen, um den Missbrauch des EU-Finanzsystems durch Investoren aus Russland und Belarus zu verhindern.

Quelle: EU-Kommission

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