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Studie: Unternehmen bauen Compliance-Aktivitäten aus

Eine Befragung in Deutschland zeigt: Unternehmen schaffen bessere Compliance-Strukturen und ziehen damit Konsequenzen aus den jüngsten Skandalen. Compliance Officer sehen aber noch erhebliche Defizite beim Bewusstsein von Mitarbeitern und Management für das Thema.
Von Redaktion
28. Juni 2016

Deutsche Unternehmen sind beim Thema Compliance professioneller organisiert und personell besser aufgestellt als im Vorjahr; dennoch fühlen sich deutlich weniger Unternehmen mit ihrem Compliance-System gegen Risiken gut gewappnet.

Das sind Ergebnisse des „CMS Compliance-Barometer“, einer von der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland zum zweiten Mal durchgeführten Studie. Compliance-Verantwortliche aus 176 großen Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern wurden dafür anonym und repräsentativ vom Marktforschungsinstitut Ipsos befragt.

Weitere Ergebnisse:

Mehr Unternehmen mit eigenen Compliance-Abteilungen

Immer mehr Unternehmen richten Abteilungen ein, die ausschließlich für Compliance zuständig sind. Im Jahr 2015 hatten 28 Prozent der befragten Unternehmen eine eigenständige Compliance-Abteilung, 2016 ist dieser Wert auf 36 Prozent gestiegen. Dennoch ist für viele Mitarbeiter Compliance nach wie vor nicht die Hauptaufgabe. In drei von vier Unternehmen üben Mitarbeiter aus anderen Unternehmensbereichen, allen voran der Rechtsabteilung oder dem Controlling, Compliance-Funktionen aus.

Im Vergleich zum Vorjahr ist nicht nur der Anteil der Unternehmen gestiegen, die über einen Code of Conduct verfügen – bei zwei Dritteln der Unternehmen (69 Prozent) existiert mittlerweile auch ein Schulungsprogramm zur Vermittlung von Verhaltensanforderungen. Im Vorjahr arbeiteten nur 46 Prozent der befragten Unternehmen mit einem Schulungsprogramm.

Unternehmen beugen für Krisenfälle vor

Insbesondere auf Krisenfälle sind Unternehmen besser vorbereitet als im vergangenen Jahr. 88 Prozent der befragten Unternehmen haben mittlerweile klare Zuständigkeitsregelungen für die Aufklärung von Verdachtsfällen (2015: 79 Prozent). Checklisten für Krisenfälle sind in 78 Prozent der Unternehmen vorhanden, in jedem zweiten gibt es Leitfäden für den Umgang mit Ermittlungsbehörden.

Auch der Anteil der Unternehmen, die interne Untersuchungen durchführen, ist von 51 Prozent 2015 auf 62 Prozent 2016 deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde häufiger externe Unterstützung in Anspruch genommen – fast jedes zweite Unternehmen führt interne Durchsuchungen mit externen Beratern durch.

Mittelstand unterschätzt Compliance-Risiken

Gleichzeitig hat das Risikobewusstsein im Vergleich zum Vorjahr erheblich zugenommen: Nur noch 49 Prozent der Befragten (2015: 63 Prozent) fühlen sich mit ihrem vorhandenen Compliance-System gegen Risiken gut gewappnet. Als größtes Risiko gilt nach wie vor der Datenschutz.

28 Prozent der Befragten geben an, der Datenschutz sei das größte Risiko für ihr Unternehmen (2015: 22 Prozent). Während kartellrechtliche Fragen und Korruption bei Mittelständlern eher eine untergeordnete Rolle spielen, nehmen Großkonzerne Korruptions- und Kartellverstöße und die potenziell existenzbedrohenden Bußgelder sehr ernst.

Hingegen rücken Spezialthemen wie Datensicherheit und Wirtschaftsspionage mehr in den Fokus: Mittlerweile geben 22 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Datensicherheit und Wirtschaftsspionage zu den wichtigsten drei Risiken zählen – 2015 lag dieser Wert nur bei sechs Prozent.

Noch Defizite beim Compliance-Bewusstsein des Managements

Insgesamt wächst der Druck. Die zunehmende gesetzliche Regulierung, eine wachsende Bedeutung von Spezialthemen, immer strengere Haftungsmaßstäbe und Erwartungen von Geschäftspartnern gelten bei den Studienteilnehmern als künftige Herausforderungen für die Compliance-Organisation.

Aber der Druck kommt nicht nur von Seiten des Staates: 68 Prozent der Unternehmen halten es für wichtiger als je zuvor, gegenüber Geschäftspartnern im In- und Ausland ein eigenes Compliance-System nachweisen zu können.

Viele Compliance-Beauftragte sehen die größte Herausforderung bei ihren Kollegen: 86 Prozent der Befragten geben an, die größte interne Herausforderung sei es, bei Mitarbeitern und der Unternehmensleitung ein echtes Bewusstsein und eine Akzeptanz für das Thema Compliance zu etablieren. Nur 31 Prozent erkennen bei ihren Mitarbeitern ein ausgeprägtes Compliance-Bewusstsein.

Auch die Sensibilität des Managements für Compliance-Themen wird von den befragten Verantwortlichen kritischer betrachtet: Das attestierte Compliance-Bewusstsein beim Management ging im Vergleich zum letzten Jahr von 88 auf 81 Prozent zurück.

(Quelle: CMS)

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Redaktion

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