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Online-Wahlkampf: PR-Ethik-Rat bilanziert negativ

Der österreichische PR-Ethik-Rat hat den Wahlkampf zur österreichischen Nationalratswahl 2017 auf Verstöße gegen den Kodex für Digitale Kommunikation analysiert. Die Bilanz fällt – wenig überraschend – nicht positiv aus.
Von Redaktion
09. November 2017

Mit dem Kodex „Ethik in der Digitalen Kommunikation“ hat der PR-Ethik-Rat im Herbst 2016 ein Regelwerk für die Praxis erstellt. Anhand der darin definierten Themenfelder hat das Gremium den kürzlich zu Ende gegangenen Wahlkampf quer durch alle Parteien nach seiner ethischen Kommunikation analysiert.

Fehlende Absender-Transparenz im Wahlkampf

Wesentliche Fehltritte im Wahlkampf ortete der PR-Ethik-Rat in der fehlenden Absender-Transparenz. Etliche Parteien ließen die Bürgern im Unklaren, wer hinter bestimmten Social Media-Auftritten steckt. Maßgebliche Verstöße verortete das Gremium vor allem bei bestimmten Facebook-Seiten, deren Ziel die Verunglimpfung des politischen Mitbewerbers war. Nicht nur aufgrund des fehlenden Impressums war der Absender nicht erkennbar. Der Verstoß wiegt vor allem deshalb schwer, da laut Online-Kodex Absender-Transparenz auch für Einträge gilt, die im Auftrag Dritter durchgeführt werden.

Einen weiteren Verstoß sieht der PR-Ethik-Rat im verstärkten Auftauchen von Fake-Accounts auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Diese Accounts sind automatisiert angelegt, um den Anschein der Reichweite bzw. Relevanz auf Twitter für die jeweiligen Partei-Botschaften zu erzielen.

Faire und respektvolle Kommunikation

Ebenso vermisste der PR-Ethik-Rat einen respektvollen Umgang im Online-Wahlkampf. Diffamierungen und Diskriminierungen wurden nicht nur auf den offiziellen Kanälen verübt. Zusätzlich leisteten sich Mitarbeiter und Funktionäre Entgleisungen auf den persönlichen öffentlichen Kanälen. Eine entscheidende Rolle spielten hier auch Social Media-Kanäle, deren Absender nicht ersichtlich war.

Verantwortung für Social Media-Auftritte

Weiters konstatiert der PR-Ethik-Rat einen relativ sorglosen Umgang mit der Kommunikationsverantwortung der eigenen Social Media-Plattformen. Bei einigen Partei-Auftritten fehlte eine verantwortungsvolle Moderation und Durchsetzung ihrer Kommunikationsleitlinien. Ebenso tragen die Parteien Mitverantwortung für die respektlose Kommunikation auf persönlichen öffentlichen Kanälen von vereinzelten Parteiangehörigen. 

Gemeinsame Verantwortung von Auftraggeber und Agentur

Laut Online-Kodex tragen Auftraggeber und Agentur gleichermaßen Verantwortung. Der PR-Ethik-Rat sah hier erhebliche Verstöße und rügt vor allem die namentliche Nennung einzelner Mitarbeiter. Der PR-Ethik-Rat hält fest, dass es nicht zulässig ist, die Verantwortung für Täuschungsversuche in der Online-Kommunikation in Richtung der Auftragnehmer zu verschieben.

Verstöße bei Einhaltung journalistischer Grundprinzipien

Auch redaktionell gestaltete Online-Inhalte auf eigenen Kommunikations-Kanälen unterliegen der Einhaltung journalistischer Prinzipien. Vor allem in den magazinartigen Online-Medien der Parteien mangelte es an gewissenhafter Recherche. Ebenso war es für Rezipienten oft nicht erkennbar, ob die veröffentlichte Information ein Tatsachenbericht oder eine veröffentlichte Meinung widerspiegelt.

Der PR-Online-Kodex

Der Online-Kodex gibt professionellen Kommunikationstreibenden Handlungsempfehlungen, wie im Digital-Bereich ethisch korrekt agiert werden soll. Er enthält sechs Themenfelder: Kennzeichnung von bezahlten Inhalten, Absendertransparenz, Einhaltung journalistischer Grundprinzipien, faire und respektvolle Kommunikation, Unternehmensverantwortung sowie gemeinsame Verantwortung von Auftraggebern und durchführenden Akteuren.

Den PR-Online-Kodex im Detail

(Quelle: PR-Ethik-Rat)

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