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Compliance - Wer braucht das?

Zum Auftakt zwei simple Fragen: Was ist Compliance? Und: Wer braucht Compliance?
Von Mag. Klaus Putzer
15. November 2010

Eine vielzitierte, weil knackige Definition zu Compliance lieferte Uwe H. Schneider, Rechtsprofessor in Darmstadt: „Die Binsenweisheit, dass die Unternehmen Gesetze einhalten müssen, heißt jetzt Compliance.“ Das Zitat ist sieben Jahre alt. Inzwischen hat sich der Globus weitergedreht. Noch immer heißt Compliance im Kern nichts anderes, als dass Gesetze einzuhalten sind. Daneben subsumiert der Begriff „Compliance“ auch alle organisatorischen Maßnahmen, die garantieren sollen, dass sich Vorstand und Mitarbeiter rechtsgemäß verhalten.

Eine bloße sprachliche Neuetikettierung altbekannter Tatsachen ist „Compliance“ trotzdem nicht. Zwei große Trends der Zeit haben die Bedeutung des „Management(s) rechtskonformen Verhaltens“, wie Barbist/Ahammer formulieren, rapide wachsen lassen.

Erstens steigt die Regelungsdichte. Neue Vorschriften, ob nationalen oder internationalen Ursprungs, unterwerfen immer mehr Bereiche des Wirtschaftslebens engen rechtlichen Rastern. Damit steigt das Risiko für Rechtsbrüche, folglich für Sanktionen.
Zweitens gewinnt das Konzept der Political Correctness an Geltung. Eine rechtskonforme, auch ethisch und politisch korrekte Unternehmensführung wird zur Visitenkarte des Unternehmens. Compliance wird zum „business case“. „Saubere“, von Korruption und Mauscheleien freie Unternehmen zeigen ihre gesellschaftspolitische Verantwortung und gewinnen so Vertrauen bei Geschäftspartnern, öffentlichen Stellen, nicht zuletzt bei ihren Kunden.

Im mittleren Management, ganz zu schweigen vom einfachen Angestellten, ist die Compliance-Botschaft allerdings oft noch nicht angekommen. Den Eindruck gewinnt man nach einer kurzen Umfrage im Bekanntenkreis. Die „chinese wall“ in einer Bank – eine Mauer, mitten durchs Büro – sehen Mitarbeiter eher als Witz, denn als ernstzunehmende Compliance-Maßnahme. Ein Compliance-Test in einem Elektronikkonzern wird samt den passenden Antworten angeliefert: Compliance zum „abhaken“. Der umfangreiche Antikorruptions-Verhaltenskatalog einer internationalen Immobiliengesellschaft: Futter für die Rundablage.

Das Thema ist komplex und vielschichtig, Regelkonformität zu garantieren längst keine Banalität mehr. Bester Beweis dafür sollte das Skandal-Stakkato der jüngsten Zeit sein. Umso größer ist der Bedarf an Hintergrundinformationen, Diskussionen, Wissensaustausch, Vernetzung.

Deshalb lesen Sie an dieser Stelle ab sofort regelmäßig Aktuelles, Konkretes und Kontroverses rund um alle Aspekte von Compliance.

Autoren

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Mag. Klaus Putzer

Mag. Klaus Putzer war von 2010 bis 2023 Redakteur bzw. Chefredakteur der Compliance Praxis. Zuvor war er in mehreren Verlagen als leitender Redakteur im Magazinbereich tätig bzw. arbeitete als frei...