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Chinesische CRRC darf Rangierlokomotiven-Sparte von Vossloh kaufen

Das chinesisches Staatsunternehmen CRRC darf die Rangierlokomotiven-Sparte der Vossloh AG erwerben. Nach Ansicht des Bundeskartellamts stellt die Übernahme der in technologischen Rückstand geratenen Vossloh Locomotives durch den weltweit größten Hersteller von Schienenfahrzeugen keine Gefahr für den Wettbewerb dar.
Von Redaktion
27. April 2020

Die Unternehmen

Vossloh Locomotives ist der Marktführer für die Herstellung von Rangierlokomotiven mit Dieselantrieb im Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der Vossloh AG. Vossloh Locomotives beschäftigt etwa 500 Mitarbeiter und erzielte Umsätze von mehr als 100 Mio. Euro im Jahr 2019.

CRCC ist eine Tochtergesellschaft der China Railway Rolling Stock Corporation, Ltd. und ist der weltweit größte Hersteller von Schienenfahrzeugen, dessen Aktivitäten bisher stark auf China konzentriert sind. Die CRRC-Gruppe beschäftigt mehr als 150.000 Mitarbeiter und betreibt zahlreiche Fabriken in China und anderen Ländern. Im Jahr 2018 wurden damit Umsätze von 27,5 Mrd. Euro erzielt.

Die Prüfung

In vorliegenden Fusionsfall seien alle Besonderheiten, die mit der Übernahme eines europäischen Unternehmens durch ein chinesisches Staatsunternehmen einhergehen, sehr gründlich geprüft, betonte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt.

Durch die starke Marktstellung von Vossloh einerseits und die bislang sehr schwache Stellung von CRRC auf dem europäischen Markt andererseits, erlangte insbesondere die Frage Bedeutung, wie die Beteiligung chinesischer Staatsunternehmen in der Fusionskontrolle zu bewerten ist. Berücksichtigung fanden auch die weitreichenden technologischen Ressourcen von CRRC. Wie die Befragung des Bundeskartellamtes gezeigt hat, erwarten europäische Wettbewerber infolge der Übernahme künftig Wettbewerbsverzerrungen.

Die Freigabe

Das Vorhaben war letztlich freizugeben. Vossloh Locomotives hat in den vergangenen Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Die Muttergesellschaft Vossloh AG hatte bereits 2014 entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. Seitdem sind etablierte Bahntechnik-Hersteller wie Alstom, Stadler und Toshiba mit innovativen Antriebstechniken in den europäischen Markt eingetreten und bieten jetzt ebenfalls Rangierlokomotiven an. In diesem Fahrzeugmarkt findet derzeit ein Technologiewechsel hin zu Hybrid-Antrieben sowie sog. „Dual-Mode-Lokomotiven“ statt, die sowohl mit elektrischer Oberleitung als auch mit Dieselantrieb fahren können. Das Zielunternehmen Vossloh Locomotives ist mit solchen Lokomotiven bislang nicht vertreten und dadurch in einen wettbewerblichen Rückstand geraten.

CRRC bemüht sich seit Jahren um den Eintritt in die europäischen Märkte für Schienenfahrzeuge. Bislang hat das Unternehmen in Europa allerdings nur geringe Erfolge erzielen können, darunter die Lieferung einiger Rangierlokomotiven an die Deutsche Bahn für die S-Bahnen in Hamburg und Berlin sowie an die ungarische ÖBB-Tochter Rail Cargo Hungaria. CRRC ist daher in Europa bisher noch kein enger Wettbewerber von Vossloh.

Dazu Andreas Mundt: „Auf der Grundlage unserer Ermittlungen war auszuschließen, dass die Übernahme zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Markt für Rangierlokomotiven in Europa führen würde. Obwohl es sich bei CRRC um ein durch den chinesischen Staat stark protegiertes Unternehmen handelt, das gleich in zwei Industriestrategien – ‚Made in China 2025‘ und ‚Neue Seidenstraße‘ – eine wichtige Rolle spielt, zeigt der Fall, dass chinesische Staatsunternehmen zwar mit großer wirtschaftlicher Kraft in Märkte eintreten, dass das aber nicht generell mit einer Bedrohung für den Wettbewerb gleichgesetzt werden kann.“

(Quelle: Bundeskartellamt)

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