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BWB untersucht Essens-Zustelldienste

In einer Branchenuntersuchung will die Bundeswettbewerbsbehörde wettbewerblichen Problemen bei Zustell-Plattformen wie Mjam und Lieferando auf den Grund gehen.

11. März 2023

In der COVID-19-Pandemie gewannen Online-Bestellplattformen für Speisen und Getränke mit Lieferservice an Bedeutung für die Konsumenten, aber auch für die Gastronomiebetriebe als Vertriebsplattform. Seit dem Marktaustritt von UberEats stellen Mjam und Lieferando die zwei einzigen wesentlichen Anbieter in Wien dar. Sie bieten digitale Marktplätze, auf dem mehrere Nutzergruppen (sogenannte „Plattformseiten“) miteinander verbunden werden. In diesem Fall sind es insbesondere Restaurants und Endkunden.

Positive Netzwerkeffekte

Restaurants bieten ihre Speisen auf der Plattform eher an, wenn sie davon ausgehen können, dass die Plattform von vielen Endkunden besucht wird. Umgekehrt werden potentielle Endkunden die Plattform eher nutzen, wenn ein vielfältiges Angebot vorhanden ist. Als weitere Plattformseite können zudem Fahrer (sogenannte Rider) verstanden werden. Märkte, in denen Netzwerkeffekte eine große Rolle spielen, neigen zu starker Marktkonzentration.

Mögliche wettbewerbliche Probleme im Zusammenhang mit hoher Marktkonzentration bei Online-Bestellplattformen für die Lieferung von Speisen können sein:

  • Ausschließlichkeitsbindungen
  • Meistbegünstigungsklauseln
  • Selbstbevorzugung plattformeigener Produkte
  • Intransparentes oder diskriminierendes Ranking
  • Eintrittsbarrieren für potentielle Marktteilnehmer
  • Wechselkosten für Restaurants und Endkunden
  • Sonstige Einschränkungen in der unternehmerischen Gestaltungsfreiheit

Hintergrund: Allgemeine Untersuchung eines Wirtschaftszweigs

Die BWB kann in Reaktion auf allgemeine Entwicklungen Wirtschaftszweige untersuchen. Dabei sollen mögliche strukturelle Faktoren, die für eine Verfälschung des Wettbewerbs sprechen könnten, identifiziert werden. Sollten sich konkrete Verdachtsmomente für wettbewerbswidriges Verhalten ergeben, ist ein Vorgehen mit anderen Ermittlungsinstrumenten bzw. die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens möglich.

Um ein klares Verständnis der Funktionsweise der Plattformen zu erlangen und zu beurteilen, ob es Hindernisse für einen funktionierenden Wettbewerb gibt, startet die BWB jetzt eine Befragung von Wiener Restaurants und Gastronomiestätten im Rahmen der neuen Marktuntersuchung.

Dritte können bei Hinweisen über wettbewerbliche Probleme anonym Whistleblower werden oder nicht-anonym via E-Mail (wettbewerb@bwb.gv.at) an die BWB herantreten.

Quelle: BWB