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Im Pride Month feierten auch viele Unternehmen hierzulande Diversität und Inklusion. Andernorts steht man der „Buntheit“ weniger positiv gegenüber. Mit neuen Lieferkettengesetzen wird die unternehmerische Verantwortung für die Achtung der Menschenrechte zum Compliance-Thema. Völlig zurecht, wie unser Kommentator Martin Reichetseder meint.
Von Mag. Martin Reichetseder
27. Juni 2023

Mit 30. Juni neigt sich wohl der bunteste Monat des gesamten Jahres dem Ende zu. Das sogenannte „Pride Month“. Ein Monat, in dem die Vielfalt der menschlichen Natur aber auch die darauf basierenden Ungleichbehandlungen bzw. Diskriminierungen in den Vordergrund rücken. Viele Unternehmen nutzen den Juni, um ihre Solidarität mit der LGTBQ+-Gemeinschaft auszudrücken und Diversität als Chance zu verstehen. Dabei umfasst Diversität neben der sexuellen Orientierung und dem Geschlecht z.B. auch Alter, Religion, Weltanschauung sowie ethnische Zugehörigkeit. Das „bunt“ spiegelt sohin zu Recht die Vielfalt wider. 

Diversität ist vor allem aber auch Verantwortung. Die Gleichheit von Menschen ist normiert; die Menschenrechte gelten für alle Menschen. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch einmal gesagt: sie schließen das Recht auf freie sexuelle Orientierung mit ein. Die Wahrung der Menschenrechte ist daher eine gesetzliche Pflicht und es erscheint somit nur naheliegend, dass hierfür Compliance (die Compliance-Organisation) in Unternehmen die operative Verantwortung übernimmt. Jedem Code of Conduct liegt die Wertehaltung eines Unternehmens zu Grunde und da kein Unternehmen propagiert: „unsachgemäße Ungleichbehandlung bzw. Diskriminierung ist lässig und wird bei uns gefördert“, umfassen diese Erklärungen oft auch ein Bekenntnis zu den Menschenrechten. Die Unternehmenswerte sind dabei das Versprechen der Unternehmensführung (Tone from the Top) an ihre Mitarbeiter:innen und Dritte (man denke an Lieferant:innen, Kund:innen, etc.). Werte geben die Richtung eines Unternehmens vor und bilden (neben den geltenden Gesetzen) die Basis für Verfahrensanweisungen, Richtlinien, etc. Nicht wenige Unternehmen orientieren sich bei der Ausgestaltung ihrer Verhaltensgrundsätze auch an den Prinzipien der ILO, UN usw. und/oder sind z.B Mitglied entsprechender Organisationen, wie dem UN Global Compact.  

Die Einhaltung der Menschenrechte und das Thema „Diskriminierung“ bleiben in Zukunft jedoch kein rein innerbetriebliches Risiko mehr. Vielmehr erhöht sich dieses durch aktuelle Gesetzgebungen im Zusammenhang mit der Verantwortung von Unternehmen für ihre Wertschöpfung (Lieferkette). Der Schutz der Menschenrechte und somit auch das Thema „Diversität“ müssen zukünftig als Grundsatz erklärt und in bestehende Unternehmensprozesse integriert werden. Mittlerweile erscheint es (aus meiner Sicht zum Glück) unbestritten, dass die Lieferkettensorgfaltsverpflichtung ein Thema von Compliance ist und das Risiko negativer Auswirkungen auf die Menschenrechte entsprechende Maßnahmen zur Prävention, zum Erkennen und für zielgerichtete Reaktionen erfordert. Dabei handelt es sich um die drei Grundsäulen der Compliance. 

In Zukunft werden Unternehmen an ihrer menschenrechtlichen Sorgfalt gemessen und nach ihren etablierten Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte – im Unternehmen und entlang ihrer Wertschöpfung – beurteilt. Unternehmen sind daher gut beraten, sich frühzeitig ihrer eigenen Risiken und der Risiken in sowie aus ihrer Wertschöpfung (Lieferkette) bewusst zu werden. Das erfordert regelmäßige Risk Assessments, laufende Bewertungen und ein aktiver Austausch mit Business Partner:innen sowie die Möglichkeit des Zugriffs auf Meldekanäle. Überzeugt kann man daher meinen, dass Unternehmen mit einem entsprechenden CMS, ihrem Compliance-Management-System (oder doch Colorful Management System?), nicht nur mögliche Risiken verringern, sondern dadurch auch einen Wettbewerbsvorteil lukrieren. 

Autoren

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Mag. Martin Reichetseder

Mag. Martin Reichetseder, Director Legal Services & Group Compliance Officer der TGW Logistics Group GmbH, Autor, Mitgründer und CEO von .LOUPE – focused on business integrity.